bb22 architekten + stadtplaner (Frankfurt) mit LolaLandscapeArchitects (Rotterdam), Meixner Schlüter Wendt Architekten (Frankfurt), Transsolar (Stuttgart), W. Canzler / A. Knie (Berlin)
Die vorhandene Landschaft ist die wichtigste Voraussetzung der PlusStadt. Das bedeutet, dass unter anderem die Topographie, die Bodenbeschaffenheit und die Fließwege des Regenwassers bestimmen, wo schließlich auch Gebäude und Straßen gebaut werden oder wo nicht. Diese Herangehensweise schafft ein Lebensumfeld mit engem Bezug zu Natur und Landwirtschaft. Durch die an die Wirtschaftswege angelehnte Straßenstruktur und den Agrikultur-Park westlich der A5 bleibt das landwirtschaftliche Erbe des Plangebiets spürbar, wodurch auch die lokale Lebensmittelproduktion wieder an Bedeutung gewinnt.
Die Qualitäten der Plusstadt entwickeln sich aus dem Bezug zur Landschaft und beschreiben ein modernes Lebenskonzept am Landschaftsrand. Unserem aus der Bodenstruktur abgeleiteten Gestaltungsansatz folgend, ist das Leben in den neuen Quartieren nach den „3 Naturen“ organisiert: Wildnis, Landwirtschaft und Garten. Die unterschiedlichen Arten von Natur sind für alle BewohnerInnen unmittelbar erlebbar. Das verbindende Element der produktiven Stadt ist ein kollektives Bewusstsein, das Zusammenleben im Quartier in lokalen Kreisläufen zu organisieren. Diese decken weitestgehend den eigenen Energiebedarf ab, stellen die Infrastruktur einer attraktiven gemeinschaftlich organisierten Mobilität zur Verfügung und bieten Orte zum Arbeiten, Lernen und Leben. Auch in der Nahversorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs werden die Erzeugnisse der produktiven Stadt sichtbar.
Ein Quartier, in dem gewohnt und gearbeitet wird und in dem man sich gerne aufhält, ist viel verkehrsärmer als wir es heute kennen. Viele Wege entstehen gar nicht erst. Die Wege innerhalb und zwischen den Quartieren sind kurz und es gibt ein dichtes Fuß- und Radwegenetz. Die Erschließung durch den ÖPNV ist das Rückgrat der städtebaulichen Entwicklung. Besonders der Ausbau der U7 in drei Abschnitten gewährt zu jedem Zeitpunkt eine attraktive Anbindung an die Frankfurter Innenstadt. Mit vielfältigen Mobilitätsangeboten (wie zBsp. selbstfahrenden Shuttles) kann der Modal Split zu Ungunsten des privat genutzten PKWs verändert werden und das Leben in der PlusStadt mit einer neuen Mobilitätskultur verknüpft werden.
Wir haben die Anregungen ernst genommen und versucht, sie weitestgehend in unseren Entwurf zu integrieren. So wurde das Mobilitätskonzept konkretisiert, der schienengebundene ÖPNV mit U7 und RTW stärker miteinbezogen und die Charaktere der einzelnen Quartiere deutlicher herausgearbeitet. Besonders die Verteilung der Baumassen haben wir noch mal überdacht: durch eine dichtere Bebauung östlich der A5 werden dort schon die geforderten Wohneinheiten erreicht. Dafür können im Westen die landwirtschaftlichen Flächen im neuen „Agrikulturpark“ größtenteils erhalten werden. Auch wurde auf bestehende Strukturen und Gegebenheiten mehr eingegangen: weniger Eingriffe im Überschwemmungsgebiet des Urselbachs, Retentionsfläche statt See, Erhalt von Pferdehof, Umspannwerk und Streuobstfeldern.
Stadtplanungsamt Frankfurt
Kommentar der ModerationKommentar von Linda Rülicke:
• Die Präsentation war sehr gut strukturiert und man konnte den Ideen gut folgen
• Ich finde es super, dass die CO2-Emmissionen in einer Gesamtheit für das Quartier gedacht werden und auch das Mikro-Klima und die Aufheizung der Stadt Berücksichtigung im Konzept finden
• Weiterhin finde ich gut, dass über Fahrradabstellmöglichkeiten nachgedacht wird, würde mir in der detailliertern Ausarbeitung jedoch noch ein konkretes Konzept zum Verkehr wünschen. Wie soll mit Lieferverkehr umgegangen werden? Wie wird der ÖV am sinnvollsten integriert? Soll es individuelle oder Quartiersgaragen geben? Könnte es Alleen als Fahrradschnellstraßen geben, die die einzelnen Quartiere miteinander verbinden?
• Es erscheint mir sehr sinnvoll die Bebauung des Quartiers in Phasen zu denken und durchzuführen
• Wie könnte die Energieversogrung aussehen? Wäre es möglich Fernwärme im Niedrigtemperaturbereich zu integrieren?
Erik Rohnfeld
Das ÖPNV-Konzept ist jetzt definitiv klarer, und dürfte auch Sinn machen. Gut vor allem, dass hier zumindest auch die Möglichkeit für P+R an der T+R Taunusblick besteht.
Ansonsten hat sich dieser Entwurf leider seit der Phase 1, wo er tatsächlich noch zu den "besseren" gehört hat, enorm verschlechtert. Besonders schmerzlich:
1. das konkreter gewordene städtebauliche Konzept das so aber keinerlei attraktive urbane Stadträume und gefasste Plätze mehr hergibt, und daher für wirklich alle Quartiere nochmal völlig neu (viel stringenter nach Vorbild der traditionellen europäischen Stadt auf deren Vorzüge in Phase 1 von genau diesem Team noch explizit hingewiesen wurde)
gemacht werden muss.
2. der Entfall sämtlicher Seen.
3. die völlig diffuse, weit verstreute, und jegliche Urbanität missen lassende Art der Bebauung im Nordteil und überall westlich der A5. Entweder bebaut die Flächen halbwegs dicht und urban, oder man lässt sie komplett frei von Bebauung!
Bezüglich dieser drei Punkte war die Version dieses Vorschlags vom Mai erheblich besser, als das überarbeitete Konzept. Die Seen allein wären kein Weltuntergang, und der Städtebau wird hoffentlich eh erst in einer späteren Phase wirklich konkret, aber die Verschlechterungen bezüglich des dritten Punkts sind wirklich ein absolutes No-Go!
Kirsi Hammer
Der Entwurf überzeugt mich ebenfalls. Ich hoffe das noch genügend Platz für die Pferde bleibt. Diese gehören ins Landschaftsbild von Niederursel. Reit- und Kutschwege fände ich eine schöne Ergänzung.
Aaron König
Dieser Entwurf überzeugt mich besonders, mir gefällt, dass die Bebauung hauptsächlich rechts der A5 sein wird, und ein besonderer Fokus darauf gelegt worden zu sein scheint, den Stadtteil möglichst autoarm auszurichten. Jedoch hoffe ich, dass durch die lockere Bebauung links der A5 nicht zu viel Wohnraum verloren geht.
Aaron König
Als kleine Ergänzung, die Bebauung rechts der A5 wäre wohl auch leichter durch- und umzusetzen.