
Durch den Umstieg auf flächensparsamere, umweltfreundliche Verkehrsmittel soll erstens die Konkurrenz im Straßenraum verringert werden. Zweitens werden negative Wirkungen auf die Umwelt durch Verkehr reduziert. Ein konsequenter Netzausbau von Fuß- und Radwegen und Bus- und Bahnlinien ist Voraussetzung. Der Netzausbau wird durch die Neuverteilung von Flächen des Autoverkehrs an den Umweltverbund [Fußverkehr, Radverkehr, Bus und Bahn] ermöglicht.
Die wichtigsten Maßnahmen sind ein massiver Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes vor allem zulasten des Autoverkehrs. Damit einher geht eine Verringerung der Parkflächen und eine konsequente Parkraumbewirtschaftung. Zudem werden die Geschwindigkeiten des Autoverkehrs innerstädtisch reduziert. Ticketpreise im öffentlichen Verkehr sollen günstiger werden. Bei Umbaumaßnahmen wird die Begrünung des Straßenraums vorgenommen. Mobilitätsstationen, Carsharing und Bus und Bahn werden ausgebaut. Taktverdichtungen im regionalen S-Bahn-Verkehr und bei Bussen und Straßenbahnen verbessern das Angebot. Auch neue Projekte für Bus und Bahn und der Straßenumbau werden stark vorangetrieben. Außerdem wird die Nutzung von Lastenrädern im Lieferverkehr gestärkt. Die städtische Förderung von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen insbesondere bei Bus und Bahn und im Wirtschaftsverkehr ergänzen die zentralen Maßnahmen. Weitere Maßnahmen zur stärkeren Kostenbeteiligung des Autoverkehrs durch eine Maut auf den Straßen in der Stadt sind abhängig von den rechtlichen Möglichkeiten, werden aber in Betracht gezogen.
Da die Verkehrsarten des Umweltverbunds deutlich attraktiver werden, nimmt deren Nutzung besonders innerhalb Frankfurts zu. Auf der Gegenseite wird die Pkw-Nutzung ebenso wie der Pkw-Besitz in Frankfurt zurückgehen.
Diese verkehrlichen Wirkungen der Maßnahmen haben weitere Auswirkungen auf die Mobilität der Frankfurter Bevölkerung und den Stadtraum, die anhand der folgenden Bewertungskriterien zusammengefasst werden:
Erreichbarkeiten im Personenverkehr


„Wir liefern jetzt mit Lastenrädern aus und arbeiten mit kleinen Depots!“
Zu Fuß, mit dem Rad oder Bus und Bahn ist man in diesem Szenario schneller und komfortabler unterwegs als heute. Vor allem auf kürzeren Wegen innerhalb der Stadt und auf Wegen aus umliegenden Orten mit Anbindung an die Bahn nach Frankfurt wird man schneller unterwegs sein. Für Gemeinden in der Region ohne Anschluss an die Bahn besteht das Risiko, dass die Wege mit dem Pkw in die Stadt länger dauern werden. Daher sollte in gleichem Maße das Angebot von Bus und Bahn verbessert werden. Ein Ausbau ist aber kostenintensiv und liegt nicht im direkten Einflussbereich Frankfurts.
Erreichbarkeiten im Wirtschaftsverkehr


„Ich kann ganz bequem und sicher mein Rad abstellen und bin mit dem Bus schnell in der Stadt!“
Der Wirtschaftsverkehr kann von weniger sonstigem Autoverkehr und weniger parkenden Fahrzeugen in der Innenstadt profitieren. Das Be- und Entladen wird durch Ladezonen und weniger private Autos einfacher und auch zur „Rush-hour“ kommt man als Gewerbetreibender gut in die Stadt.
Teilhabe an der Mobilität


„Wenn ich in Frankfurt unterwegs bin, gibt es keine Barrieren mehr für mich!“
Ein elementarer Vorteil des Szenarios ist die Verbesserung der Lebensqualität. Es wird mehr Raum für soziale Tätigkeiten und Aufenthaltsmöglichkeiten geben. Eine Herausforderung besteht in der Berücksichtigung der Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter Personen, sollte es Zufahrtsbeschränkungen für den Autoverkehr geben. Der barrierefreie Ausbau könnte durch die geplanten Infrastrukturverbesserungen beschleunigt werden. Infrastrukturverbesserungen sind zum Beispiel barrierefreie Haltestellen und eine höhere Barrierefreiheit im öffentlichen Raum wie abgesenkte Bordsteine und Rampen an Treppen.
Ausstoß von Treibhausgasen


„Bei diesen neuen Radwegen, da fahre ich jetzt lieber Rad, ganz CO2-neutral!“
Die Emissionen von Treibhausgasen wie CO2 werden deutlich reduziert. Einerseits durch den Umstieg auf klimafreundliche Verkehrsmittel wie das Fahrrad oder Bus und Bahn, andererseits durch den Umstieg auf Elektrofahrzeuge insbesondere im Wirtschafts- und Geschäftsverkehr. Die Reduktion der Emissionen erfolgt global, da die Menschen mehr zu Fuß, mit dem Rad und Bus und Bahn unterwegs sind. D.h. es entstehen keine Emissionen an anderer Stelle. Wie stark es zu diesen Veränderungen kommen wird, ist vom menschlichen Handeln abhängig und nicht exakt vorherzusagen. Damit ist auch die Einhaltung der Klimaziele mit Unsicherheiten behaftet.
Aufenthaltsqualität


„Ich halte mich jetzt so gerne in den Straßen und Cafés auf!“
Deutlich weniger Autos benötigen weniger Fläche. Es entsteht mehr Platz für andere Zwecke. Dies ermöglicht im Szenario „Umstieg“ städtebauliche Anpassungen an den Klimawandel, beispielsweise durch Entsiegelung und Begrünung. Außerdem kann der öffentliche Raum stärker zum Aufenthalt und für Kommunikation genutzt werden, was diesen belebt. Ebenfalls wird die Trennwirkung von Hauptstraßen durch weniger Verkehr verringert. Davon können auch einzelne Wirtschaftsbereiche mit Abhängigkeit von der Attraktivität des öffentlichen Raums wie Tourismus, Gastronomie und Einzelhandel profitieren.
Gesundheitsschutz


„Seitdem hier weniger Autos unterwegs sind, mache ich gerne das Fenster auf!“
Durch weniger Autoverkehr sinken in gleichem Maße die Belastung durch Luftschadstoffe und Lärm. Dies bedeutet einen besseren Gesundheitsschutz der Bevölkerung Frankfurts. Eine Förderung von mehr Bewegung im Alltag hat weitere positive gesundheitliche Effekte.
Sicherheitsempfinden


„Ich fahre gerne mit meinen Kindern Fahrrad in der Stadt, da es so sicher ist!“
Die Verkehrssicherheit wird durch mehrere Aspekte deutlich verbessert. Dazu gehören geringere Höchstgeschwindigkeiten des Auto-Verkehrs und damit eine Angleichung zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmenden in sensiblen Bereichen. Auch der Ausbau von Rad- und Gehwegen mit einer stärkeren Trennung zum Autoverkehr und Bus und Bahn trägt zu mehr Sicherheit bei. Durch weniger parkende Fahrzeuge in den Straßen verbessern sich Sichtbeziehungen und es passieren weniger Unfälle.
Ausblick über 2035 hinaus
Einige Maßnahmen zur Reduktion des Autoverkehrs sind nur langfristig umsetzbar. Eine Maut in der Stadt beispielsweise ist aktuell rechtlich noch nicht möglich. Für einen starken Rückgang des Autoverkehrs wären diese Instrumente vermutlich notwendig. Auch bauliche Umbaumaßnahmen erfordern viel Zeit zur Vorplanung. Langfristig könnte sich der Straßenraum dann stark verändern, da auch an Hauptachsen Flächen anders genutzt werden können. Begrünung und damit Beschattung von Fuß- und Radwegen und Haltestellen könnten die Auswirkungen des Klimawandels abmildern und die Lebensqualität in Frankfurt steigern. Für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen besteht trotzdem das Risiko, dass durch zunehmende Hitze die Mobilität zu Fuß, mit dem Rad oder Bus und Bahn unattraktiver wird. Die Nutzung des Autos könnte aufgrund steigender Kosten oder Zugangsbeschränkungen stark reduziert werden. Wenn die Stadt aus dem Umland mit dem Auto schlechter erreichbar ist, könnte das Arbeiten in Frankfurt und der Besuch für einige Personen unattraktiver werden.