Geschichte der Hauptwache

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Die Platzfläche „An der Hauptwache“ ist das Zentrum der Frankfurter Innenstadt und einer der bekanntesten Plätze, wenn nicht der Bekannteste. Gleichzeitig ist der Ort einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte des öffentlichen Nahverkehrs im Untergrund. Die angrenzenden Straßen an der Oberfläche führen zu sehr bedeutenden Sehenswürdigkeiten der Stadt (Zeil, Fressgasse, Oper, Goethehaus, Eschenheimer Tor, Goethedenkmal, Goethestraße Liebfrauenberg usw.). An der Hauptwache verteilt man sich in alle Himmelsrichtungen.

Gleichermaßen wie der verkehrlichen Bedeutung kommt der Hauptwache auch eine geschichtliche Bedeutung zu, die bis ins 14. Jhd. zurückreicht.

Anfänglich als Getreide und Heumarkt genutzt wandelte sich der Ort im Laufe der Jahrhunderte zum Militär und Polizeiposten mit Gefängnis, Galgen- und Prangerplatz, war gleichzeitig Exerzier- und Paradeplatz, dann Schiller-Gedenkort. Mit Einsetzen der Industrialisierung wurde der Platz zunehmend zum Verkehrsknotenpunkt mit angegliedertem Caféhaus und Schmuckplatz. Während die Hauptwache über die lange Periode von ca. fünf Jahrhunderten eher von polizeilich/militärischen Nutzungen geprägt war, unterlag sie im letzten Jahrhundert, seit ihrer Umgestaltung in einen Aufenthaltsort mit Caféhaus, einem stetigen, gestalterischen Wandel, auch vor dem Hintergrund von Krieg und Zerstörung.

Fotografie Die Hauptwache 1953

An der Hauptwache, 15.10.1953
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM), S7FR/9736, Rücker, Hellmuth.

Den letzten großen und einschneidenden Umbau erfuhr sie ab Mitte der 1960er Jahre durch den Neubau der S- und U-Bahn, in dessen Zuge an der Hauptwache ein dreigeschossiges, großflächiges, unterirdisches Gebäude mit Trichterabgang erstellt wurde, so wie wir es heute kennen. Die großen Abgänge in die Tiefe dienten zu Ihrer Bauzeit neben der Erschließung der S- und U-Bahnen auch der sicheren Unterführung der großen Verkehrsstraßen an der Oberfläche. Zu dieser Zeit waren die Zeil, wie auch die Straße „Roßmarkt“ noch von Auto- und Straßenbahnverkehr stark frequentiert.  Durch den planerischen Entschluss, das Gesicht der Hauptwache ganz dem neuen Mobilitätsnutzen im Untergrund unterzuordnen, wurde die Aufenthaltsqualität und damit auch die Bedeutung des Ortes für die Bürger:innen auf ein kleines Areal, um das Café Hauptwache herum, eingeschränkt.

Fotografie Die Hauptwache als Verkehrsknotenpunkt, 1971

Die Hauptwache als Verkehrsknotenpunkt, 1971. Luftaufnahme. 
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM), S7C/1998-6401, Aero-Lux.

Fotografie Die Hauptwache als Verkehrsknotenpunkt, 1971

Der Trichter nach der Fertigstellung, 1973
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM), S7FR/9741, Weiner, Kurt.

In den frühen 70er Jahren begann die Stadt, den Auto- und Straßenbahnverkehr von der Zeil zu entfernen und die Straße sukzessive in eine Fußgängerzone zu wandeln. Dadurch entstanden im direkten Einzugsbereich der Station Hauptwache neue Aufenthaltsareale. Im ersten Jahrzehnt des 21. Jhd. hat man sich dann entschlossen auch noch die Straße „Roßmarkt“ über die Breite der Zeil für den motorisierten Verkehr zu sperren. 

Fotografie Die Zeil als Fußgängerzone, 1982

Die Zeil als Fußgängerzone, 1982
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM), S7C/1998-10446, Meier-Ude, Klaus.

Durch diese wurde der Ort in eine freie Großfläche gewandelt, die aktuell vorwiegend für Großveranstaltungen, Märkte und Versammlungen genutzt wird, aber im Alltäglichen die Aufenthaltsqualität vermissen lässt. Gleichzeitig mit der Vision der Verkehrsbefreiung beschäftigte sich der Magistrat zur Jahrtausendwende auch intensiv mit der Deckelung des sogenannten Trichters – dem großräumigen Abgang in die Tiefe. Man wollte wieder einen niveaugleichen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität schaffen, ähnlich dem Schmuckplatz mit Schiller- Denkmal des ausklingenden 19. Jahrhunderts. Jedoch verhinderten die erschwerten, statischen Bedingungen, des komplexen, unterirdischen Gebäudes, diese Pläne. Eine zukünftige Gestaltung wird daher einen Umgang mit dem Istzustand nebst Trichter finden müssen.

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