Zu Beginn der Veranstaltung gab es eine Interviewrunde zwischen Politik, Verwaltung und der Verkehrsgesellschaft VGF, die ihren Schulterschluss für eine neue Hauptwache bekräftigten und auch die Herausforderungen erläuterten. Moderiert von STUDIO I STADT I REGION unterhielten sich der Frankfurter Planungs-Dezernent Prof. Dr. Marcus Gwechenberger, der Dezernent für Mobilität Wolfgang Siefert, der Amtsleiters des Stadtplanungsamtes Martin Hunscher und der VGF- Geschäftsführer Thomas Raasch.
Nach der Talkrunde starteten die praktischen Workshops. An drei verschiedenen Stationen konnten interessierte Bürger:innen zusammen mit regionalen Künstler:innen ihre persönlichen Perspektiven auf die Hauptwache bearbeiten und reflektieren. Unter dem Thema „Hauptwache Sehen“ wurden Erfahrungen und Geschichten von der Offenbacher Künstlerin Sitha Reis als Graphic Recording zeichnerisch festgehalten. Gemeinsam mit dem Frankfurter Poetry Slammer Benedict Hegemann hatten die Teilnehmenden am Thementisch „Hauptwache-Hören“ die Möglichkeit, ihre Gedanken in Versform zu übertragen. Bei dem dritten Workshop wurden durch die Impro-Theater-Gruppe Die Affirmative aus Mainz kleine Theaterszenen auf Grundlage der Impulse der Bürger:innen erarbeitet.
Die Ergebnisse aus den Workshops wurden im Anschluss für alle vorgeführt. Die Aufführungen gaben bereits ein erstes, gutes Gefühl für die Bedeutung und den Charakter der Hauptwache. Es wurden viele verschiedene, positive, negative, nachdenkliche, planerische, komische und alltägliche Aspekte herausgearbeitet. Das anwesende Publikum und alle zufällig vorbeikommenden Passant:innen wirkten sichtlich inspiriert und unterhalten. Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben und natürlich an unsere großartigen Künstler:innen, die uns mit einer tollen Aufführung begeistert haben.
Bildrechte alle Fotos: RAMAN-PHOTOS
Improtheater von Die Affirmative
Video:
HauptwacheSehen: Digitalisierte Grafik der Scetchnotes-Künstlerin Sitha Reis
Video:
Hauptwachehören: Poetry Slam mit Benedict Hegemann
Audiomitschnitt:
Gedichte von Bürger*innen
Die Hauptwache ist groß Und irgendwie kreuz und quer Ich fühl' mich verloren Und doch auch geborgen Im vielen Hin und Her
---- Ich komm hier an, Ich eile rum Das Neonlicht bringt mich nicht um
Trommeln, Stimmen, Rascheln, wenn ich oben bin Unten: Hetzen, Rennen, Drängeln ohne Sinn
Füße klackern im Stakkato Rhythmisch jeder nur für sich Die Herde ruft, dann folge ich
Weg von hier ist einfach bleiben Laut und bunt und durcheinander Hauptwache, ich lass mich treiben
---- Hier, jetzt Konzentration Kurz Ruhe finden Ohren zu, Kopf an 6-10 ganze Sätze Stille in mir
Drumherum: Gewimmel und Gewusel überall Tauben oben und unten Darüber und Darunter
Menschen mit Tüten, Kreuz und Quer, In ihre Richtung unterwegs Zisch! Quietsch! Pfiff!
Fahrräder rauschen durch Alle auf ihrem Weg Miteinander, aneinander vorbei
Volle Stadt Dahinter: Grundgewummerüberlagerung Stille im Lautem
---- Zu viel Asphalt macht krank Tote Winkel, Dunkelheit Ich liebe die helle Hauptwache Mein Zuhause ist sehr schattig
Menschen gehen fremd aneinander vorbei Im Wandel der Zeit Baustelle, Autos, Platz, Verkehr, Ach, der Pferdeman ist wieder da!
---- Wenn ich auf der Hauptwache bin, bin ich nicht einsam Wenn ich auf der Hauptwache, spüre ich Lebendigkeit Wenn ich auf der Hauptwache bin, schätze ich die Vielfältigkeit Wenn ich auf der Hauptwache bin, spüre ich Hektik Wenn ich auf der Hauptwache bin, sehe ich Potenzial Potenzial, Menschen zum Bleiben zu animieren Potenzial, einen Ort zu gestalten, der mehr Wert hat als funktionale Aufgaben zu erfüllen
---- Chaos Kaputte Bodenplatten Kein Platz für Ruhe Für Ruhe muss ich in die U-Bahn
Ich wünsche mir Harmonie statt Hektik Grüne Pflanzen statt krasser Geräusche Guten Kaffee statt gefühltes Chaos
---- Ich bin ein neu geborenes Kind im deutschen Wonderland Ich darf Frankfurt erkunden Ich laufe entlang der ersten Einkaufsstraße, die ich in Frankfurt besuche
Alles sieht magisch aus, bald ist Weinachten Zeil schreit das: Weihnachten im Wonderland
Plötzlich ist die Magie weg Ich komme an der Hauptwache an Ich weiß nicht mehr, wo ich langlaufen soll
Gedicht zur Hauptwache von Poetry Slammer Benedict Hegemann
Es gibt eine Stadt, tief im Inner'n von Hessen Die groß wirkt und trotzdem so klein Sie steht für's Erinnern und nicht für's Vergessen Es ist die Stadt Frankfurt am Main
Die Häuser, sie kratzen ganz oben die Wolken Die Schluchten dazwischen so tief Sie ist, was wir Menschen schon längst von ihr wollten, 'ne Stadt mit ganz schönem Betrieb!
Inmitten von Hektik und Heckmeck und Trubel Und Hickhack und Tick-Tack der Uhr Kann jeder von uns voller Freude auch Jubeln Man lebt hier das Leben noch pur!
Hier trinkt man noch Äppler aus feinem Kristallglas Ich glaube, das nennt man Gerippt Grie'Soß hat doch sieben der Kräuter als Mahlmaß - Ich hätt fast auf sechs nur getippt
Wenn Straßen die Adern, wir Menschen das Blut sind, Ist ein Ort das Herz dieser Stadt Ein Ort, der auch stets dafür sorgt, dass die Glut glimmt Und Leidenschaft in uns entfacht
Ein Ort der für uns eine Hauptsache darstellt Ein Platz - mit ganz schön viel Platz Ihr wisst, was uns über die Hauptwache einfällt: Es ist mehr als einfach ein Satz
So viele Geschichten, im Guten und Schlechten, Erlebt und erzählt und gehört Doch nur dieser Ort ist noch einer der Echten, - Der uns begeistert, empört
Man hört mit den Ohren so viel auf den Plätzen Nur hier hört man Heimat heraus Wir treffen uns zwischen nur-einmal-kurz-setzen Und Ich-verlier-Zeit-in-den-Staus
Wir hören das Leben als Echo durch Gassen Als Freude, die laut lachend ist Wir sind gerne hier und wir können's auch lassen, Weil Schönheit auch Hauptwache ist
Dialogstände im September und Oktober
Wir wollen hier eine kleine Rückschau auf die bereits stattgefundenen Dialogstände der letzten Wochen geben: Am 23./24. September sowie am 10./11. Oktober waren Mitarbeiterinnen des Büro STUDIO I STADT I REGION jeweils für mehrere Stunden auf der Dialogfläche an der Hauptwache präsent.
Passant:innen wurden aktiv angesprochen und in anregende Gespräche über das Projekt getreten. Insgesamt wurden dabei bisher 150 Fragebögen vor Ort ausgefüllt und persönliche Erlebnisse auf 39 Postkarten festgehalten. Der persönliche Austausch mit den Frankfurter:innen sowie die vor Ort gesammelten Umfragen sind ein wesentlicher Bestandteil der Bürgerbeteiligung. Im direkten Gespräch werden neben Informationen auch Stimmungen und Bedürfnisse aufgenommen, die für die anstehende Planungsaufgabe ein großer Beitrag sein können. Die gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse der Umfragen werden projektbegleiten auf unserer Webseite veröffentlicht. Einen kleinen Einblick in die ersten, gesammelten Ergebnisse können Sie hier werfen: zur Ergebnisseite
Bildrechte: STUDIO I STADT I REGION und RAMAN-PHOTOS